Query Fan-out verstehen und umsetzen
Vor allem in Bezug auf KI-gestützte und semantische Suche taucht der Begriff Query Fan-out immer häufiger auf. Aber was genau hat es damit auf sich? Query Fan-out hilft euch, ein Thema aufzufächern und in klare Unterzweige zu zerlegen. So deckt ihr Suchintentionen vollständig ab und könnt auch bei Folgefragen der Suchenden in den Ergebnissen landen.
Dieser Leitfaden erklärt die Begriffe, zeigt die Mechanik und führt euch Schritt für Schritt durch Umsetzung und Messung.
Warum Query Fan-out jetzt wichtig ist
Query Fan-out beschreibt die geordnete Verzweigung einer Ausgangsfrage (Query) in mehrere Unterfragen. Eine Anfrage wird also in mehrere Unterfragen aufgefächert. Ein Fan-out ist demnach eine Baumstruktur, bestehend aus einem Hauptthema und meist mehreren Unterverzweigungen.
Hierzu folgendes Beispiel: Ihr seid Online-Händler:in und möchtet wissen, wie ihr die Produkte eures Shops optimal fotografieren könnt. Aus dieser allgemeinen Frage ergeben sich womöglich weitere, spezifischere Fragen, etwa:
„Welches Equipment benötige ich?“
„Welche Kameraeinstellungen sollte ich wählen?“
„Wie leuchte ich mein Produkt optimal aus?“
Dieses simple Szenario bildet im Grunde bereits ein Query Fan-out. Durch den Einzug von Künstlicher Intelligenz in die organische Suche verändert sich nicht nur deren Struktur (beispielsweise durch Googles AIOs), sondern auch, wie Nutzende mit den Tools interagieren. Statt nur einer Frage mit wenigen bis keinen Rückfragen gestaltet sich die KI-Suche eher als Frage-Antwort-Szenario. Für Webseiten-Betreiber:innen macht es daher Sinn, Ober- und Unterthemen holistisch abzubilden und Inhalte für potenzielle Rückfragen bereitzustellen.
Für eure SEO ergeben sich daraus drei zentrale Vorteile:
Ihr deckt verschiedene Suchintentionen gezielter ab.
Ihr könnt Ober- und Unterthemen besser voneinander abgrenzen und vermeidet, dass eure eigenen Seiten miteinander konkurrieren (so etwas nennt man Keyword-Kannibalisierung).
Ihr stärkt die Informationsarchitektur eurer Website – das verbessert die Orientierung sowohl für Nutzer:innen als auch für Suchmaschinen-Crawler.
Fluch und Segen: Query Fan-out erschwert die Erfolgsmessung
Wir wollen nicht verhehlen, dass der Wandel der organischen Suche von klassischen Ergebnislisten hin zum Fan-out auch Nachteile mit sich bringt. Diese betreffen vor allem die Auswertung, da Fan-out-Ergebnisse derzeit nicht in konventionellen Analyse-Tools wie der Google Search Console erscheinen. Um dieses Problem zumindest etwas abzumildern, könnt ihr eine Software aus unserer Tool-Sektion in euren SEO-Stack mit aufnehmen.
Zum Verständnis: SEO-Grundbegriffe in Kurzform
Es könnte sein, dass wir im Folgenden den einen oder anderen Begriff aus dem SEO-Kosmos aufgreifen, der euch nicht oder zumindest noch nicht geläufig ist. Deshalb an dieser Stelle eine kurze Begriffsklärung:
Intent: Absicht hinter einer Suchanfrage, zum Beispiel vergleichen oder kaufen.
Intent-Cluster: Gruppe aus Queries mit gleicher Absicht.
SERP: Ergebnisseite der Suchmaschine mit organischen Treffern und Modulen.
GSC: Google Search Console. Datenquelle für Impressionen, Klicks und Queries.
Thin Content: Seiten ohne ausreichenden Mehrwert, meist zu dünn oder zu nah an anderen Seiten.
Schema-Markups: Strukturierte Daten im Quellcode einer Webseite, die Suchmaschinen zusätzliche Informationen über den Inhalt liefern. Sie helfen, Inhalte wie Produkte, Bewertungen oder FAQs klar zu kennzeichnen.
Beispiel: Query Fan-out im Tourismus
Schauen wir uns einen möglichen Query Fan-out einmal anhand eines simplen Praxisbeispiels an: Wir suchen nach dem optimalen Urlaubsort für eine Familie.
Beispiel-Query:
„Welcher Urlaubsort ist perfekt für Familien?“
Annahme:
Die Frage klingt nach einem allgemeinen Recherche-Auftrag, für den sich „früher“ mit einem Longtail-Keyword (z. B. „beste urlaubsorte für familien”) optimieren ließ. Die intelligente Suche mittels KI identifiziert daraus aber diverse Unterthemen.
Potenzielle Fan-Out-Ebenen:
Alter der Kinder? (Kleinkinder oder Teenager)
Jahreszeit? (Sommerferien oder Winterurlaub)
Budget?
Reisedauer? (Kurztrip oder 2-Wochen-Urlaub)
Art der Unterkunft? (Hotel, Ferienhaus oder Camping)
Aktivitäten? (Strand, Kultur oder Freizeitpark)
Mögliche Unteranfragen:
Familienfreundliche Strandorte in Europa für Kleinkinder
Preiswerte Skiorte mit Kinderbetreuung
Städtetrips mit Teenagern in den Herbstferien
All-Inclusive-Resorts mit Kinderclub im Mittelmeerraum
So könnte ein möglicher Fan-out zu unserer vermeintlich einfachen Frage aussehen.
Wie könnt ihr eure Inhalte für vielfältige Suchanfragen optimieren?
Um sicherzustellen, dass eure Inhalte möglichst viele verschiedene Nutzerfragen abdecken und von KI-Systemen gut verstanden werden, könnt ihr folgende Ansätze nutzen:
Inhalte mit Varianten und Unterthemen anreichern: Geht über das Grundthema hinaus und ergänzt euren Text um verwandte Aspekte. Das können beispielsweise Vergleiche, typische Anwendungsbeispiele oder häufig gestellte Fragen sein. So seid ihr besser auf die unterschiedlichen Suchabsichten eurer Zielgruppe vorbereitet.
Strukturierte Daten und Schemata einsetzen: Nutzt Schema-Markups, um wichtige Informationen für Suchmaschinen und KI klar zu kennzeichnen. Das kann z. B. für Produkte, FAQs oder Bewertungen eingesetzt werden. Dadurch versteht die KI eure Inhalte genauer und kann sie gezielt anzeigen.
Kontextbezogene, praktische Antworten geben: Überlegt euch, wie ihr als hilfreicher Assistent auftreten würdet. Fügt zum Beispiel Ratgeber, Vor- und Nachteile, Schritt-für-Schritt-Anleitungen, Tabellen oder Checklisten hinzu. Dies macht eure Inhalte für Nutzer:innen und KI gleichermaßen nützlich und greifbar.
In Themen-„Clustern“ denken: Bündelt verwandte Inhalte in sogenannten Themenclustern. Das bedeutet: Ihr erstellt mehrere Beiträge oder Seiten, die verschiedene Facetten eines Oberthemas beleuchten und miteinander verlinkt sind. So erkennt die KI Zusammenhänge und kann eure Marke als kompetente Quelle präsentieren.
Ausgehend von obigem Beispiel würden sich für euch daraus z. B. folgende Maßnahmen ergeben:
Ergänzt das Grundthema um unterschiedliche Blickwinkel: Budget, Reisezeit, Alter der Kinder, Unterkunftsarten oder Aktivitäten. So deckt ihr verschiedene Intents ab und bekommt für mehr Suchanfragen Sichtbarkeit.
Nutzt Schema-Markups wie eine
FAQPage, um Antworten auf häufige Fragen direkt für Suchmaschinen kenntlich zu machen. Bei Bewertungen von Orten hilft AggregateRating, bei AngebotenOffer. So versteht die KI den Inhalt besser und kann ihn gezielt anzeigen.Baut Vergleichstabellen, Checklisten oder Schritt-für-Schritt-Anleitungen ein. Zum Beispiel eine Tabelle mit Urlaubsorten, Altersgruppen, Saison und passenden Aktivitäten oder eine Checkliste für die Reisevorbereitung mit Kindern.
Legt eine Hub-Seite an, die als zentraler Einstieg dient, und verlinkt Unterseiten zu Themen wie „Familienfreundliche Reiseziele im Sommer“ oder „Budgetfreundliche Familienreisen“. Diese interne Struktur signalisiert Suchmaschinen thematische Kompetenz.
Profi-Tipp: Schritt-für-Schritt-Anleitungen könntet ihr beispielsweise mithilfe von Schema als sog. HowTo kennzeichnen.
Tools und Datenquellen
Für eine erfolgreiche Umsetzung von Query Fan-out brauchst du nicht nur ein gutes Konzept, sondern auch Werkzeuge, um Daten zu sammeln, Muster zu erkennen und Entscheidungen zu belegen. Die folgenden Tools haben sich in der Praxis bewährt, um Suchintentionen zu identifizieren, SERP-Signale auszuwerten und Inhalte gezielt zu optimieren.
Google Search Console
Google Search Console (GSC) liefert dir direkt von Google Daten zu Impressionen, Klicks und Ranking-Positionen deiner Seiten. Du kannst Queries analysieren, die deine Seiten auslösen, und erkennen, welche Inhalte bereits viele Unterintentionen abdecken – und wo noch Lücken bestehen. Obwohl die Auswertung von Fan-outs derzeit noch nicht möglich ist, gehört die GSC zum Standardrepertoire eines jeden SEOs – zumal es wohl nur eine Frage der Zeit sein dürfte, bis Google entsprechende Features für seine Konsole nachreicht.
Google Trends
Mit Google Trends siehst du, wie sich das Suchinteresse zu einem Thema im Zeitverlauf entwickelt. Du kannst saisonale Schwankungen erkennen, Themen vergleichen und aufkommende Suchtrends frühzeitig einplanen. In der Fan-out-Planung hilft dir Google Trends, Zweige mit saisonalem Potenzial zu identifizieren oder Inhalte auf wachsende Nachfrage auszurichten.
Ahrefs
Ahrefs ist ein umfassendes SEO-Tool, das dir Keyword-Daten, Backlink-Analysen und Wettbewerbsvergleiche liefert. Für Query Fan-out kannst du hier Keyword-Ideen zu einzelnen Unterthemen recherchieren und prüfen, welche Wettbewerber bereits Inhalte für bestimmte Zweige erstellt haben. Die SERP-Übersichten helfen, passende Formate zu wählen.
SEMrush
Semrush bietet neben Keyword-Recherche auch tiefe Analysen zu Traffic-Quellen, organischer Sichtbarkeit und Content-Lücken. Für Fan-out-Strategien eignet sich besonders die „Topic Research“-Funktion, um neue Unterthemen zu entdecken, und die Wettbewerbsanalyse, um Chancenfelder zu finden.
Screaming Frog Log File Analyser
Mit dem Screaming Frog Log File Analyser wertest du Server-Logdateien aus, um zu sehen, welche Seiten von Suchmaschinen-Bots besucht werden oder ob und wie es Crawling-Blockaden gibt. In der Fan-out-Planung erkennst du so, ob wichtige Zweige ausreichend gecrawlt werden oder ob Optimierungsbedarf in der internen Verlinkung besteht.
Query Fan Out AI Coverage Tool
Wenn die notwendigen Tools zur Fan-out-Analyse nicht oder zumindest nicht zum Launch von Google bereitgestellt werden, muss die SEO-Community eben selbst aktiv werden. Dieser Aufgabe hat sich unter anderem die LOCOMOTIVE Agency angenommen und das Query Fan Out AI Coverage Tool zur kostenlosen Verfügung bereitgestellt. Selbiges lässt euch einzelne URLs zu bestimmten Keywords analysieren. Das Tool stößt daraufhin eine bzw. mehrere Suchen zum genannten Keyword an und stellt eure Abdeckung in Googles AI-Tools im Vergleich zur Konkurrenz gegenüber. Ihr erhaltet sogar Content-Empfehlungen, mit denen ihr eure Inhalte anreichern könnt, um eure Chance auf eine Ausspielung in der KI zu erhöhen.
Fazit
Query Fan-out ist mehr als nur eine theoretische SEO-Idee. Es ist ein praxisnaher Ansatz, um Themenräume vollständig abzudecken, Inhalte präzise auf Suchintentionen auszurichten und gleichzeitig interne Konkurrenz zu vermeiden. Wer die Ausgangsfrage systematisch in Unterthemen zerlegt, die richtigen Metriken zur Erfolgskontrolle nutzt und seine Inhalte in einer klaren Hub-Zweig-Struktur aufbaut, schafft Mehrwert für Nutzer:innen und Suchmaschinen gleichermaßen.
Mit den passenden Tools, strukturierten Daten und einem Blick auf saisonale oder thematische Veränderungen lässt sich eine Fan-out-Strategie kontinuierlich optimieren. So wird aus einer einzelnen Suchanfrage ein ganzer Themenbaum, mit dem ihr langfristig Sichtbarkeit und Autorität aufbaut.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Query Fan-out
Wie unterscheidet sich Query Fan-out von Query Expansion?
Query Expansion erweitert den Wortschatz rund um ein Thema. Query Fan-out trennt Absichten und überführt sie in Seiten und Navigation. Das senkt Kannibalisierung und erhöht die Intent-Abdeckung.
Was ändert sich durch AI-Overviews und Answer-Engines?
Knappe Antworten mit klaren Überschriften und Datenpunkten werden wichtiger. Strukturierte Abschnitte und saubere interne Navigation führen von der Kurzantwort in die Tiefe.
Wie finde ich heraus, welche Unterthemen zu einem Seed-Thema gehören?
Analysiert SERP-Signale wie People Also Ask, verwandte Suchanfragen und Autocomplete, kombiniert sie mit internen Suchdaten und Logfiles und verfeinert sie über Keyword-Tools.